elektronische Fußfessel für Langzeitarbeitslose
Gerade kam über eine Mailingliste, die ich abonniert habe, eine Meldung herein, die mir diesen Tag endgültig versaut hat.
Zwar betrifft sie nicht mich direkt, weil ich Wienerin bin, aber ich kenne ziemlich viele Menschen in Hessen.
Und soweit ich das mitbekommen habe, bloggen sehr viele Deutsche auf Twoday.net.
Ich stelle das jetzt mal hier herein, samt Quellenangabe:
Zitat
http://www.network-secure.de/index.php?option=com_content&task=view&id=3116&Itemid=743
"Langzeitarbeitslose" mit Fußfesseln zur Ordnung bringen?
Network-Secure - Pressemeldungen
Donnerstag, 28 April 2005
Es dürfen sich jetzt gern wieder Menschen über die
"Zweckentfremdung" unseres Portals echauffieren, trotzdem berichten
wir über eine Presseerklärung des Hessischen Justizministeriums, in
dem die in Hessen propagierte Fußfessel für Straftäter auch als
wunderbare Möglichkeit beschrieben wird, Langzeitarbeitslose und
therapierte Suchtkranke zur Rückkehr in einen geregelten
Tagesablauf und in ein Arbeitsverhältnis zu bewegen.
Zynischer lässt sich vermutlich nicht mehr in Worte fassen, was
Hessens Politiker offenbar auch mit Duldung des Ministerpräsidenten
Roland Koch (CDU) von langzeitarbeitslosen Menschen halten, die -
und damit tun wir unsere Meinung mal kund - noch immer unter den
Folgen der 16-jährigen Kohl-Regierung leiden und sich nun auch noch
von den Verursachern der Lage mit zynischen Worten beschimpfen
lassen müssen.
Als uns heute früh der Artikel von der Portalseite des Hessischen
Justizministeriums zugeleitet wurde, war die Redaktion so
schockiert, dass zunächst eine Fälschung angenommen und zunächst
recherchiert wurde. Die Information war allerdings leider korrekt,
was wir vom Informanten auch nicht anders dachten.
Wörtlich heißt es in der Presseerklärung vom 10. März 2005:
* Mit den Ergebnissen des Projekts zeigte sich Wagner sehr
zufrieden: "Mit Hilfe der Technik wird dem Verurteilten jeden Tag
wieder neu klar gemacht, dass er sich an bestimmte Vorgaben zu
halten hat. Bei einem Verstoß riskiert er den Bewährungswiderruf
und muss die verhängte Strafe verbüßen. Die elektronische Fußfessel
setzt bei den Straftätern Motivationen und Kräfte frei, die mit
herkömmlichen Mitteln der Bewährungshilfe nicht erreicht werden
können. Die Fußfesselträger werden zu einer für ihre Verhältnisse
hohen Selbstdisziplin und zur Erfüllung des ihnen vorgegebenen
Wochenplans angehalten. Die elektronische Fußfessel bietet damit
auch Langzeitarbeitslosen und therapierten Suchtkranken die Chance,
zu einem geregelten Tagesablauf zurückzukehren und in ein
Arbeitsverhältnis vermittelt zu werden. Viele Probanden haben es
verlernt, nach der Uhr zu leben, und gefährden damit gerade auch
ihren Arbeitsplatz oder ihre Ausbildungsstelle. Durch die
Überwachung mit der elektronischen Fußfessel kann eine wichtige
Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden."
Wagner oder genauer gesagt, der CDU Politiker und Hessens
Justizminister Dr. Christean Wagner hat diese Presseerklärung auf
der CEBiT 2005 veröffentlicht.
Diese Worte sagt ein Mensch, der sicherlich nicht unter 100.000
Euro jährlich heimwärts geht und wohl kaum nachvollziehen kann, wie
es einem arbeitslosen und Hartz IV empfangenen Familienvater mit
Kindern geht, der auch nach der 500. Bewerbung morgens noch
aufsteht und immer wieder neu hofft, mal nicht als Humankapital
betrachtet zu werden, mit dem jongliert und mit dem Aktienkurse in
die Höhe getrieben werden kann.
Die Presseerklärung liegt der Redaktion als PDF Datei vor, falls
sie möglicherweise vom Hessen-Portal verschwinden sollte. Zum
Zeitpunkt der Recherche heute früh um 08:00 Uhr war sie noch frei
zugänglich unter:
Presseerklärung vom 10. März 2005
Der Online-Artikel dazu unter:
Hessisches Justizministerium
Es lässt sich je nach politischer Gesinnung jetzt sicherlich
vortrefflich darüber streiten, unter welcher Regierung sich die
gewaltige Explosion der Arbeitsplatzverluste in Deutschland
entwickelt hat. Nicht wegzustreiten ist dabei allerdings, dass die
Zahl arbeitsloser Menschen bereits 1998 und bei traditioneller
Zählweise rund 4,2 Millionen betrug.
Völlig unabhängig aber von der tatsächlichen Zahl und ohne
Berücksichtigung der verursachenden Gründe arbeitslos gewordene
Menschen als "arbeitsscheues Faultier" und "nicht mehr den Normen
entsprechend im Tagesablauf" zu bezeichnen und ihn dann mit
Fußfessel und daran gebundenen, vermutlich elektrisierenden
Zwangsmaßnahmen wider zu einem den Normen jener Politiker zu
bringen, ist ein Zynismus, der mit dem Zynismus aus dem Dritten
Reich durchaus vergleichbar ist, lässt sich mit Worten kaum noch
bewerten.
Das dann zusätzlich noch, weil der Arbeitgeber dieses Menschen
vielleicht gerade die Eigenkapitaldecke seines Unternehmens auf 25%
bringen möchte und dafür dann Humankapital entsorgt.
Wir stehen hiermit auf und sagen laut und sehr eindeutig:
So nicht und nicht in diesem unserem Land!
Der Autor bekennt sich hierbei sogar öffentlich und direkt zu
seinen sozialdemokratischen Grundsätzen und hofft nichts sehnlicher
als das Jürgen Rüttgers am 22. Mai 2005 das Land NRW nicht
übernehmen wird und dann vor die Wand fahren kann. Seine Ergüsse
wie "Kinder für Inder" oder "der katholische Glauben steht über
anderen Glaubensrichtigungen" passen in der Tat zu den Ergüssen
eines Dr. Christean Wagner, der "arbeitsscheue Faultiere" gern mit
elektronischen Fußfesseln zurück zur Ordnung bringen möchte.
Bevor jetzt nun die Steinewerfer ein Urteil über den Artikel
abgeben oder glauben, ein solcher Artikel passt nicht zu einem
Firmen- und Sicherheitsportal, bitten wir um eine kurze Denkpause.
Es geht hier nicht um die Farbe der Politik, sondern darum, dass
Menschen in diesem Land bitte wieder menschenwürdig behandelt
werden. Ist das nicht mehr möglich, dann werden auch
sicherheitstechnische Probleme in diesem Land unwichtig.
Zitat Ende
Ich kann den Verfassern des Artikels nur von Herzen zustimmen. Und hoffen, dass es dieses Mal möglichst lange dauert, bevor solche Ideen, wie oft üblich, zu uns hier überschwappen ...
Leute, mir fehlen die Worte!
Blue Lady
Zwar betrifft sie nicht mich direkt, weil ich Wienerin bin, aber ich kenne ziemlich viele Menschen in Hessen.
Und soweit ich das mitbekommen habe, bloggen sehr viele Deutsche auf Twoday.net.
Ich stelle das jetzt mal hier herein, samt Quellenangabe:
Zitat
http://www.network-secure.de/index.php?option=com_content&task=view&id=3116&Itemid=743
"Langzeitarbeitslose" mit Fußfesseln zur Ordnung bringen?
Network-Secure - Pressemeldungen
Donnerstag, 28 April 2005
Es dürfen sich jetzt gern wieder Menschen über die
"Zweckentfremdung" unseres Portals echauffieren, trotzdem berichten
wir über eine Presseerklärung des Hessischen Justizministeriums, in
dem die in Hessen propagierte Fußfessel für Straftäter auch als
wunderbare Möglichkeit beschrieben wird, Langzeitarbeitslose und
therapierte Suchtkranke zur Rückkehr in einen geregelten
Tagesablauf und in ein Arbeitsverhältnis zu bewegen.
Zynischer lässt sich vermutlich nicht mehr in Worte fassen, was
Hessens Politiker offenbar auch mit Duldung des Ministerpräsidenten
Roland Koch (CDU) von langzeitarbeitslosen Menschen halten, die -
und damit tun wir unsere Meinung mal kund - noch immer unter den
Folgen der 16-jährigen Kohl-Regierung leiden und sich nun auch noch
von den Verursachern der Lage mit zynischen Worten beschimpfen
lassen müssen.
Als uns heute früh der Artikel von der Portalseite des Hessischen
Justizministeriums zugeleitet wurde, war die Redaktion so
schockiert, dass zunächst eine Fälschung angenommen und zunächst
recherchiert wurde. Die Information war allerdings leider korrekt,
was wir vom Informanten auch nicht anders dachten.
Wörtlich heißt es in der Presseerklärung vom 10. März 2005:
* Mit den Ergebnissen des Projekts zeigte sich Wagner sehr
zufrieden: "Mit Hilfe der Technik wird dem Verurteilten jeden Tag
wieder neu klar gemacht, dass er sich an bestimmte Vorgaben zu
halten hat. Bei einem Verstoß riskiert er den Bewährungswiderruf
und muss die verhängte Strafe verbüßen. Die elektronische Fußfessel
setzt bei den Straftätern Motivationen und Kräfte frei, die mit
herkömmlichen Mitteln der Bewährungshilfe nicht erreicht werden
können. Die Fußfesselträger werden zu einer für ihre Verhältnisse
hohen Selbstdisziplin und zur Erfüllung des ihnen vorgegebenen
Wochenplans angehalten. Die elektronische Fußfessel bietet damit
auch Langzeitarbeitslosen und therapierten Suchtkranken die Chance,
zu einem geregelten Tagesablauf zurückzukehren und in ein
Arbeitsverhältnis vermittelt zu werden. Viele Probanden haben es
verlernt, nach der Uhr zu leben, und gefährden damit gerade auch
ihren Arbeitsplatz oder ihre Ausbildungsstelle. Durch die
Überwachung mit der elektronischen Fußfessel kann eine wichtige
Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden."
Wagner oder genauer gesagt, der CDU Politiker und Hessens
Justizminister Dr. Christean Wagner hat diese Presseerklärung auf
der CEBiT 2005 veröffentlicht.
Diese Worte sagt ein Mensch, der sicherlich nicht unter 100.000
Euro jährlich heimwärts geht und wohl kaum nachvollziehen kann, wie
es einem arbeitslosen und Hartz IV empfangenen Familienvater mit
Kindern geht, der auch nach der 500. Bewerbung morgens noch
aufsteht und immer wieder neu hofft, mal nicht als Humankapital
betrachtet zu werden, mit dem jongliert und mit dem Aktienkurse in
die Höhe getrieben werden kann.
Die Presseerklärung liegt der Redaktion als PDF Datei vor, falls
sie möglicherweise vom Hessen-Portal verschwinden sollte. Zum
Zeitpunkt der Recherche heute früh um 08:00 Uhr war sie noch frei
zugänglich unter:
Presseerklärung vom 10. März 2005
Der Online-Artikel dazu unter:
Hessisches Justizministerium
Es lässt sich je nach politischer Gesinnung jetzt sicherlich
vortrefflich darüber streiten, unter welcher Regierung sich die
gewaltige Explosion der Arbeitsplatzverluste in Deutschland
entwickelt hat. Nicht wegzustreiten ist dabei allerdings, dass die
Zahl arbeitsloser Menschen bereits 1998 und bei traditioneller
Zählweise rund 4,2 Millionen betrug.
Völlig unabhängig aber von der tatsächlichen Zahl und ohne
Berücksichtigung der verursachenden Gründe arbeitslos gewordene
Menschen als "arbeitsscheues Faultier" und "nicht mehr den Normen
entsprechend im Tagesablauf" zu bezeichnen und ihn dann mit
Fußfessel und daran gebundenen, vermutlich elektrisierenden
Zwangsmaßnahmen wider zu einem den Normen jener Politiker zu
bringen, ist ein Zynismus, der mit dem Zynismus aus dem Dritten
Reich durchaus vergleichbar ist, lässt sich mit Worten kaum noch
bewerten.
Das dann zusätzlich noch, weil der Arbeitgeber dieses Menschen
vielleicht gerade die Eigenkapitaldecke seines Unternehmens auf 25%
bringen möchte und dafür dann Humankapital entsorgt.
Wir stehen hiermit auf und sagen laut und sehr eindeutig:
So nicht und nicht in diesem unserem Land!
Der Autor bekennt sich hierbei sogar öffentlich und direkt zu
seinen sozialdemokratischen Grundsätzen und hofft nichts sehnlicher
als das Jürgen Rüttgers am 22. Mai 2005 das Land NRW nicht
übernehmen wird und dann vor die Wand fahren kann. Seine Ergüsse
wie "Kinder für Inder" oder "der katholische Glauben steht über
anderen Glaubensrichtigungen" passen in der Tat zu den Ergüssen
eines Dr. Christean Wagner, der "arbeitsscheue Faultiere" gern mit
elektronischen Fußfesseln zurück zur Ordnung bringen möchte.
Bevor jetzt nun die Steinewerfer ein Urteil über den Artikel
abgeben oder glauben, ein solcher Artikel passt nicht zu einem
Firmen- und Sicherheitsportal, bitten wir um eine kurze Denkpause.
Es geht hier nicht um die Farbe der Politik, sondern darum, dass
Menschen in diesem Land bitte wieder menschenwürdig behandelt
werden. Ist das nicht mehr möglich, dann werden auch
sicherheitstechnische Probleme in diesem Land unwichtig.
Zitat Ende
Ich kann den Verfassern des Artikels nur von Herzen zustimmen. Und hoffen, dass es dieses Mal möglichst lange dauert, bevor solche Ideen, wie oft üblich, zu uns hier überschwappen ...
Leute, mir fehlen die Worte!
Blue Lady
Blue Lady - 28. Apr, 20:36
ich hab